"Nach ihrer Ankunft werden die Flüchtlinge in keiner Weise adäquat betreut", zeigt sich Knapp über die Praxis empört, zum Teil schwer kranke Flüchtlinge für Monate in entlegene Grundversorgungsquartiere unterzubringen.
Die im August 2013 vom damaligen Außenminister Spindelegger angekündigte Aufnahmeaktion entspricht in vieler Hinsicht nicht den Versprechungen der Regierung.
Seinerzeit war zugesagt worden, 500 Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Ein Kontingent von 250 Flüchtlingen wurde über Listen, die verschiedene kirchliche Organisationen nominiert. Diese Personen, meist Verwandte von bereits in Österreich lebenden Syrern bekamen Visa zur Einreise nach Österreich und wurden sofort "von Amts wegen" als Flüchtlinge anerkannt. Die Reisekosten, mussten allerdings Angehörige oder kirchliche Organisationen bestreiten. Auch um Unterstützung bei ersten Integrationsschritten kümmerte sich in den zuständigen Ministerien niemand.
250 besonders schutzbedürftige Personen wurden von UNHCR in Jordanien ausgewählt und sind nach und nach in Österreich angekommen. Die Behandlung dieser Gruppe empört die asylkoordination besonders: "Hier herrscht komplette Konzeptlosigkeit und erschreckender Dilettantismus. Seit Jahren werden in verschiednen Ländern Resettlement Programme durchgeführt, an denen man sich orientieren könnte. Außerdem haben österreichische NGOs bereits in den letzten Jahren Konzepte intensiv diskutiert und im vergangenen Jahr ein umfassendes Konzept für solche Aufnahmeprogramme vorgelegt," ärgert sich Knapp.
Eigentlich könnten Integrationsmaßnahmen bei Resettlement Flüchtlingen sofort starten, weil ihr Anspruch auf Asyl schon feststeht. Nicht so in Österreich: Hier werden die Flüchtlinge vier Monate lang in Quartieren der Grundversorgung untergebracht, die über das ganze Bundesgebiet verstreut sind. Obwohl im Resettlementprogramm besonders schutzbedürftige Flüchtlinge ausgewählt werden, wird auf den erhöhten Betreuungsbedarf in keiner Weise Rücksicht genommen.
"Unsere Recherchen haben erschreckende Missstände gezeigt. Kranke und traumatisierte Flüchtlinge finden sich in abgelegen Quartieren ohne soziale Betreuung oder Dolmetscher vor Ort wieder. Unter diesen Bedingungen innerhalb von vier Monaten eine Wohnung zu finden ist beinahe unmöglich. Die Menschen sind tief enttäuscht."
Konzeptlosigkeit sehen NGOs wie die asylkoordination auch auf EU-Ebene. Nach wie vor fehlen Konzepte wie mit der aktuellen Flüchtlingskrise umgegangen werden soll. Obwohl unbestritten ist, dass syrische Flüchtlinge internationalen Schutzes bedürfen, hält Europa an seiner Abwehr "illegaler Migration" fest.
"Flüchtlinge brauchen sichere Zugangsmöglichkeiten zu Schutz in Europa. Humanitäre Visa, Erleichterungen für Familiennachzug und Evakuierungen aus der Krisenregion wären erste Schritte dazu. Daneben, muss endlich das widersinnige Dublin-System abgeschafft werden," fasst Knapp die Forderungen zusammen die europäische NGOs in der Kampagne "EUROPA MUSS HANDELN" stellen.
Die Situation syrischer Flüchtlinge steht auch im Mittelpunkt des EUROPEAN UMBRELLA MARCH anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni. In Wien werden am Freitag im Rahmen eines Picknicks am Ballhausplatz Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern so wie VertreterInnen von NGOs und es UNHCR sprechen. Die politischen Forderungen werden von einem breiten Musik- und Literaturprogramm begleitet. (Details hier).
Rückfragen:
asylkoordination österreich
Anny Knapp, knapp@asyl.at, 01 5321291-15
Herbert Langthaler, langthaler@asyl.at,
01 5321291-12, mobil 0699 10389505
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