Gemeinsame Erklärung der Zivilgesellschaft: Ein Jahr nach der Übernahme des Landes durch die Taliban
Wie hat Europa schutzbedürftige Afghan*innen aufgenommen?
 „Ein Jahr ist vergangen, doch ganz Europa hat es verabsäumt, ganzheitlich auf die Krise in Afghanistan zu reagieren“ konstatiert der NGO-Dachverband (European Council on Refugees and Exiles).  
"Als Organisationen der Zivilgesellschaft und der afghanischen Diaspora sind wir zutiefst besorgt über die sich verschlechternde Lage in Afghanistan und die Behandlung afghanischer Asylbewerber*innen und Flüchtlinge in Europa.
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Es wurde wenig getan, um sichere und reguläre Wege für Afghan*innen zu schaffen, die nach Europa kommen wollen, wie z. B. die Erleichterung der Familienzusammenführung, die Einrichtung von Gemeinschaftspatenschaften, die es Gemeindemitgliedern ermöglichen, ihre erweiterten Familienmitglieder aufzunehmen, und die Öffnung von Bildungs- und Arbeitswegen, insbesondere für Frauen, deren Ausbildung seit August 2021 unterbrochen ist.
Empfehlungen der zivilgesellschaftlichen Organisationen an die EU und ihre Mitgliedstaaten:
- Die europäischen Länder sollten denjenigen, die aus eigener Kraft nach Europa kommen, einen schnellen und fairen Zugang zu Asyl gewähren; die Prüfung afghanischer Asylfälle und die erneute Prüfung bereits entschiedener Fälle sollte im Lichte der aktuellsten verfügbaren Berichte über die Lage im Land und der Empfehlungen des UNHCR wiederaufgenommen werden.
- Die europäischen Länder sollten ihren Menschenrechtsverpflichtungen, einschließlich der Normen für den Flüchtlingsschutz, nachkommen und sicherstellen, dass Asylsuchende, einschließlich Afghan*innen, in Grenzsituationen in den Genuss dieser Rechte kommen.

- Die Europäische Kommission sollte die Mitgliedstaaten mit niedrigen Schutzquoten für afghanische Asylbewerber*innen untersuchen, um sicherzustellen, dass die Entscheidungsfindung im Einklang mit dem EU-Recht und dem internationalen Flüchtlingsrecht steht.

- Kein/e afghanische/r Asylbewerber*in sollte in der rechtlichen Schwebe gelassen und in die Illegalität gezwungen werden. Es sollte anerkannt werden, dass eine dauerhafte Rückkehr nach Afghanistan derzeit überhaupt nicht möglich ist.  In den Fällen, in denen kein internationaler Schutz anerkannt wird, sollten die Mitgliedstaaten vorübergehenden Zugang zum Hoheitsgebiet gewähren, um zu verhindern, dass afghanische Asylbewerber in der Schwebe gehalten und zur Illegalität gezwungen werden.

- Die europäischen Länder sollten sich bemühen, den Rückstau bei den Fällen afghanischer Asylbewerber anzugehen und deutlich zu verringern.

- Die europäischen Länder sollten die humanitäre Aufnahme von
gefährdeten Afghan*innen und ihren erweiterten Familienangehörigen ausweiten und vereinfachen.

- Die europäischen Länder sollten die Familienzusammenführung von afghanischen Flüchtlingen beschleunigen, indem sie die Kapazitäten der Konsulate im Iran und in Pakistan erhöhen.

- Die europäischen Länder sollten ambitionierte Neuansiedlungsplätze für Afghan*innen aus Nachbarstaaten, einschließlich zentralasiatischer Länder, zusagen. Im Einklang mit der Forderung des UNHCR an die EU, in den kommenden fünf Jahren 42.000 Afghan*innen neu anzusiedeln, sollten sich die europäischen Länder gemeinsam verpflichten, im Jahr 2023 8.500 afghanische Flüchtlinge über diese Route aufzunehmen."

Unterzeichner:
Europäischer Rat für Flüchtlinge und im Exil lebende Personen

 
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