Asylverfahren | Archiv

Kinder unter 14 – ohne Angehörige im Flüchtlingslager [30.10.2012]
Wer befreit sie aus Traiskirchen?
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"Die Politik behauptet, dass diese Kinder eh nur kurz in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen bleiben müssen", sagt Heinz Fronek von der asylkoordination, "dabei sind die unter 14-Jährigen in Wirklichkeit besonders lange im Großlager. Im Durchschnitt fünf Monate! Und die 17-Jährigen müssen auch lange bleiben, denn man wartet, dass die volljährig werden, dann werden sie zugewiesen!" Im heilig aussehenden Kapellenraum des Wiener Albert Schweizer Hauses mit seinen runden Glasfenstern riefen Caritas und Diakonie anlässlich des Asylgipfels von Bund und Ländern zu verstärkten Bemühungen für die 600 "Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlinge" auf. Vierzehn davon sind sogar unter vierzehn Jahre alt.

"Die betreuende Firma in Traiskirchen ist damit überfordert, es ist nicht möglich, die 600 Jugendlichen adäquat zu betreuen. Diese 14 Jüngeren gehören sofort von der Jugendwohlfahrt untergebracht und betreut!", ruft Fronek. Christian Moser vom SOS Kinderdorf ist dagegen, dass die Jugendwohlfahrt für die Betreuung eines ausländischen Kindes nur den halben Tagsatz bekommt. "Es gibt keine halben Kinder und die halben Sachen gehören abgeschafft", sagt er und "Warum sollen Kinder aus Somalia nur halb so viel wert sein? Hört deswegen der Krieg in Afghanistan oder Somalia auf?"

Auch wenn bei einem Interview-Rundgang im Erstaufnahmezentrum mit Leiter Schabhüttel das Speise- und Kinderhaus, das von der Bauweise an den Wilden Westen erinnert, als der wärmste und lustigste Platz im tristen Lagergelände erschien, sollten Jugendliche eine Chance auf Schulunterricht und Bildung bekommen. Und einen sicheren Platz als das Jugendhaus, das allein auf 78 Plätze ausgelegt ist. "Das ist kein Almosen", meinte Michael Chalupka, "das ist nur ein Einhalten der österreichischen Gesetzeslage, die Politiker müssen das umsetzen, wozu sie verpflichtet sind". Von den drei Einrichtungen für junge Flüchtlinge musste die Diakonie schon eines schließen, da irgendwann nicht mehr genügend Spendengelder vorhanden waren.

Kerstin Kellermann


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